Unterschied Lebend- und Totimpfstoff

Impfungen gehören für viele von uns zum Leben. Ob vor der Fernreise, gegen FSME und Influenza oder der schon sehnlichst erwartete Coronavirus-Impfstoff – eine Immunisierung kann heute und hoffentlich in Zukunft vielfach Schlimmeres verhindern.

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Der Anfang: Rinderpocken
Vor über 200 Jahren machte der englische Arzt Edward Jenner eine bahnbrechende Entdeckung. Er erkannte, dass Bäuerinnen, die sich mit harmlosen Rinderpocken infiziert hatten, nicht an den lebensgefährlichen normalen Pocken erkrankten. Durch ein gewagtes Experiment – er „impfte“ einen Jungen und steckte ihn danach mit den echten Pocken an, ohne dass dieser erkrankte –, konnte er seine Theorie beweisen. Die Pockenimpfung setzte sich schnell in ganz Europa durch und mittlerweile gilt diese Erkrankung bei uns als ausgerottet!

Was steckt dahinter?
Das damals angewendete Verfahren hat sich bis heute extrem weiterentwickelt, das Prinzip an sich ist dasselbe: Man hilft dem Immunsystem, ein dauerhaftes Gedächtnis gegen Krankheiten zu entwickeln, die Immunität. Das funktioniert vorwiegend bei Viren und einigen wenigen bakteriellen Erkrankungen, wobei dies leider nicht für alle Erreger gilt. Deshalb gibt es auch nicht für jede Krankheit eine Impfung.

Gesucht: tot oder lebendig
Was wie ein Plakat aus einem Western klingt, sind die beiden Möglichkeiten der aktiven Immunisierung. Den überwiegenden Teil der Impfstoffe bilden sogenannte Totimpfstoffe.
Bei diesen werden abgetötete Krankheitskeime in den Körper eingebracht, die uns zwar nicht infizieren und sich nicht mehr vermehren können, jedoch für das Immunsystem erkennbar sind und wir so Antikörper bilden können. Um mögliche Komplikationen durch den toten Erreger zu vermeiden, werden nur die für unsere Körperabwehr relevanten Bestandteile in den Impfstoff aufgenommen. Da die enthaltenen Antigene vielfach eine zu geringe Immunantwort auslösen würden, kommen Wirkverstärker (Adjuvanzien, wie bspw. Aluminium) zum Einsatz.
Gegen von Bakterien verursachte Erkrankungen, wie Diphterie oder Tetanus, werden auch abgetötete Bakteriengifte angewendet, die ebenfalls so modifiziert werden, dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Man spricht hier von Toxoid-Impfungen. Bei Totimpfstoffen reicht zumeist eine einmalige Impfung für den Schutz nicht aus. Es müssen mehrere Teilimpfungen bzw. Auffrischungsimpfungen verabreicht werden. Der große Vorteil im Vergleich zu den Lebendimpfstoffen ist, dass hier kein Zeitabstand zu anderen Immunisierungen eingehalten werden muss.

Im Gegensatz zu den Totimpfstoffen werden bei Lebendimpfstoffen vermehrungsfähige, abgeschwächte – man spricht von „attenuierten“ – Krankheitserreger verabreicht. Dies gleicht einer natürlichen Infektion, wobei die krank machenden Eigenschaften des Keimes ausgeschaltet wurden. Man wird also nicht krank, aber das Immunsystem reagiert trotzdem, indem es Antikörper bildet. Der Schutz solcher Impfungen hält länger an, in manchen Fällen sogar ein Leben lang. Im Prinzip würde meist bereits eine Gabe ausreichen, mit einer zweiten Impfung wird lediglich die Immunantwort optimiert sowie einer möglichen Unwirksamkeit der ersten Gabe entgegengewirkt. Bei Lebendimpfstoffen kann es selten zu ähnlichen Beschwerden wie bei der Krankheit selbst kommen, allerdings nur kurz und mit sehr schwachen Symptomen. Bei der Verabreichung verschiedener Impfungen ist – so sie nicht gemeinsam zum Einsatz kommen – ein zeitlicher Mindestabstand von vier Wochen bis zur nächsten Impfung einzuhalten. Die  meisten Lebendvakzine sind an das Immunsystem des Gesunden angepasst, sodass bei immunsupprimierten Personen solche Impfstoffe in der Regel nur sehr eingeschränkt angewendet werden dürfen.

Noch ein Hinweis: Auch unser Immunsystem wird älter und „vergisst“, weswegen die empfohlenen Abstände zur Auffrischungsimpfung mancher Impfungen im Alter wieder kürzer werden.

Eine Übersicht zu den Krankheiten, die mit Tot- oder Lebendimpfstoffen verhindert werden können, finden Sie im nachfolgenden Infokasten. Darüber hinaus stehen Ihnen Ihre Rat & Tat Aeskulap Apothekerinnen und Apotheker natürlich jederzeit gerne für alle Fragen zum Thema „Impfen“ zur Verfügung!

TotimpfungenLebendimpfungen
Hepatitis A und BMumps
Typhus (Spritzimpfung)Masern
Haemophilus influenzae Typ BRöteln
Kinderlähmung *Varizellen
KeuchhustenHerpes zoster
MeningokokkenRotaviren
PneumokokkenGrippe (Nasenspray)
TollwutGelbfieber
GrippeTyphus (Schluckimpfung)
Cholera 
FSME 
Japanische Enzephalitis 
Humane Papillomaviren 
Herpes zoster 
Tetanus (Toxoid-Impfstoff) 
Diphtherie (Toxoid-Impfstoff) 

* Bis Ende der 1990er-Jahre noch als Schluckimpfung mit Lebendimpfstoffen.